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Was ist der Vagusnerv?

Der Vagusnerv gehört zum autonomen Nervensystem und ist ein Multitalent, da er maßgeblich an der Regulation unserer inneren Organe und zur Homöostase beteiligt ist. Er ist ein sehr langer Hirnnerv, der im Hirnstamm beginnt und verläuft durch den Brustbereich, entlang der Luftröhre bis in den Bauchraum. Mit seinen ca. 100.000 einzelnen Nervenfasern zweigt er zu den einzelnen Organen ab und ist an der Regulation fast aller inneren Organe beteiligt. So steuert er die Aktivität von Herz/Kreislauf, Magen-Darm-Trakt, Lunge, Nieren, Leber, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse und der Geschlechtsorgane.
Der Vagusnerv leitet auch Informationen der inneren Organe an das Gehirn weiter und hat Einfluss auf unsere kognitive Leistung, unser Verhalten und unsere Emotionen. Dies bewirkt er, indem er die Ausschüttung von Botenstoffen, wie DopaminGABASerotonin, Adrenalin, Oxytocin und Acetylcholin im Gehirn stimuliert. Zudem ist der Vagusnerv ein wichtiger Teil der Darm/Hirn Achse, der Verbindung von Darmtätigkeit und dem Gehirn, was einen großen Einfluss auf unsere Wohlbefinden und Gesundheit hat. Wichtig gilt zu erwähnen, dass der Vagusnerv zum parasympathischen Nervensystem gehört.

Der Unterschied von Sympathikus und Parasympathikus
Der Sympathikus ist der aktivierende Teil des autonomen Nervensystems und bewirkt eine Leistungssteigerung. Hierbei wird vermehrt Adrenalin ausgeschüttet, was bei zu hohem Stressaktivität zur „Kampf oder Flucht Reaktion“ kommen kann. Hierbei werden nicht notwendige Körperfunktionen, wie z.B. Verdauung oder das Immunsystem heruntergefahren.
Der Gegenspieler des Sympathikus ist der Parasympathikus, der den regulierenden Teil des autonomen Nervensystems darstellt. Er unterstützt die Regulation von erhöhter Aktivierung und fördert die Erholung und Entspannung im Körper und  führt zu einem gesunden Gleichgewicht.

Symptome, die durch eine erhöhte Aktivität des Sympathikus entstehen:

  • Stress und Gefühl von innerem Druck
  • Depressionen
  • Verringerte Herzratenvariabilität
  • Bluthochdruck
  • Verdauungsprobleme
  • Kopfschmerzen/Migräne
  • Angstzustände/Panikattacken
  • Chronische Entzündungen
  • Müdigkeit/Abgeschlagenheit und Burnout

Was ist eigentlich Körperintelligenz?

Wir sind bestens ausgestattet! Australische Forscher sind in einer Forschungsreihe der Verbindung von Körper, Gehirn und Nervensystem gründlich nachgegangen, das Ergebnis war erstaunlich.
Unser Körperselbstbild wird in verschiedenen Typen von Landkarten im Gehirn gespeichert. Bemerkenswert war, dass unser abgespeichertes Selbstbild sehr von unserem tatsächlichen Aussehen abwich.
Sie fanden weiterhin heraus, dass unser Selbstbild erst durch unsere Wahrnehmung geformt wird. Unser Körpergespür wird durch unzählige Nervenrezeptoren in den Gelenken, Muskeln und im Bindegewebe für uns wahrnehmbar. Diese Rezeptoren werden fortwährend durch Bewegung stimuliert. Dies geschieht beim Laufen, Klettern, Gehen, Tanzen oder beim Gleichgewicht halten. Hierbei werden Muskelverbindungen im ganzen Körper bis hin zu den Füssen über diese Sinnesrezeptoren aktiviert. Sie fanden auch heraus, dass nur durch abwechslungsreiche Bewegung die Rezeptoren gesund und vital gehalten werden. Während bei unzureichender Bewegung, wie bei Büroarbeit und viel sitzen, die Rezeptoren mit der Zeit verkümmern und als Antwort darauf, die Schmerzrezeptoren in den Vordergrund treten.
Durch die anhaltende Störung verwandelt sich das Körperselbstbild immer mehr hin zu einem Schmerzbewusstsein. Mit der veränderten Aufmerksamkeit identifizieren wir uns immer mehr mit dem Schmerz , der sich dadurch noch verstärkt und sich im weiteren Verlauf immer tiefer im neuronalen Netzwerk einbrennt. Als nächstes entstehen alle erdenklichen Vermeidungsstrategien um dem Schmerz auszuweichen. Was zur Folge hat, dass wir unseren Körper noch weniger bewegen und er zu einem sinnesverarmten Brachland wird. Das öffnet die Tür für alle möglichen Fehlschaltungen und Störungen im sensormotorischen Teil unseres Gehirns. So schließt sich der Kreis für alle chronischen Schmerzsymptome.

Was therapeutische Berührung bewirken kann

Die innere Haltung ist einer der wichtigsten Aspekte und so banal, dass es meist übersehen wird. Denn eine wirkungsvolle therapeutische Berührung muss von Herzen kommen und gestützt sein von Fähigkeiten wie Einfühlungsvermögen, Wahrnehmungsfähigkeit und Akzeptanz dem Klienten gegenüber. Erst dann kann sich das volle Potential der Berührung zeigen. Wagt ein Therapeut sich einzulassen, zeigt sich die Wirkung deutlich. Oft entsteht ein Gefühl von Vertrauen und Kontakt, ganz besonders dort, wo sich ein Patient geborgen und aufgehoben fühlt.

Das Gewebe, ja sogar jede Zelle des menschlichen Körpers, reagiert sehr intelligent auf Berührung. Je nach Berührungsqualität öffnet oder verschließt er sich und dieses Wissen ist bedeutend für eine wirkungsvolle therapeutische Arbeit. Studien haben dieses Phänomen untersucht und es gab immer eine kontrahierende Reaktion im Körper bei Gewalt, sei sie noch so subtil, ob körperlich, psychisch oder mental. Das Resultat war eine Abwehrreaktion, die sich bei Wiederholung verstärkte, bis der Körper in eine gewisse Starre verfiel. Das erleben wir zuallererst als Verspannung. Während ein Mensch eine einfühlsame und vertrauensvolle Berührung erfährt, beginnt der Körper sich ganz von alleine zu öffnen und zu entspannen.
Was deutlich macht, wie wichtig die Qualität ist, die hinter jeder therapeutischer Berührung steckt, um wirkungsvoll, hilfreich, letztendlich heilsam wirken zu können.

Menschliche Berührung ist wie Nahrung für uns Menschen und essentiell wichtig!Im Jahr 1945 wurden verschiedene Untersuchungen im Rahmen von Waisenhäusern und Kinderheimen in den USA  gemacht, nachdem Säuglinge im ersten Lebensjahr zwischen 90 und 99% verstarben, trotz dass sie ausreichende medizinische Versorgung und Ernährung erhielten. Die wenigen Babys die noch lebten, waren sehr ausgezehrt. Als primäre Ursache fand man den Personalmangel heraus. Der Kindstod wurde schockierenderweise durch Einsamkeit und mangelnder sensorischer Stimulation hervorgerufen. Nachdem mehr Personal eingestellt wurde, das sich intensiver um die Kinder kümmerte, sie anfasste und auf den Arm nahm, reduzierte sich die Sterblichkeitsrate drastisch. Im Verlauf der Zeit konnte man beobachten, wie sich die geistige Entwicklung und das Wachstum der Babys normalisierte und besonders die unterentwickelten Babys nahmen an Lebendigkeit und Gewicht deutlich zu.
Das gleiche Ergebnis konnte man auch bei späteren Versuchen mit Affen feststellen. Dies macht sehr deutlich, wie bedeutend menschliche Berührung für jeden Menschen ist und wie stark wir sie brauchen für eine förderliche Entwicklung, genauso wie Essen oder Sauerstoff. Als Kinder aber auch später als Erwachsener brauchen wir genügend Berührung und Unterstützung, ansonsten vereinsamen und verarmen wir gänzlich.